Phytotherapie

1. Geschichte:

Pflanzen (griech.phyton = Gewächs) waren jahrhundertelang nahezu die einzigen Heilmittel und die ersten Grundstoffe zur Herstellung von Arzneien.
Ein erster Anbau von Heilpflanzen erfolgte bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. in Indien und China.
Die ersten schriftlichen Überlieferungen aus dem alten Ägypten und China berichten über die große Bedeutung und Anwendung der Heilpflanzen.
Ein ägyptischer Papyrus aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor Chr. erwähnt etwa 700 Substanzen tierischer und pflanzlicher Herkunft, darunter Kümmel, Leinsamen und Hanf.
Viele Jahrhunderte später übernahmen die Griechen für mehr als ein halbes Jahrtausend die Führung auf dem Gebiet der Heilpflanzen und der Heilkunde.
Dioskurides verfasste um 100 n. Chr. eine fünfbändige Arzneimittellehre, in der 600 Heilpflanzen beschrieben wurden und die bis in das 16. Jahrhundert für sämtliche Arzneibücher maßgeblich war.

Claudius Galenus (129-201 n. Chr.),der Leibarzt des römischen Feldherrn Marc Aurel, benutzte ebenfalls viele Pflanzen, die noch heute von medizinischem Interesse sind, wie Schafgarbe, Süßholz, Meerzwiebel und Weidenrinde. Er stellte Regeln für die verschiedenen Arten der Arzneizubereitung auf und wurde damit zum Begründer der Lehre von den Arzneiformen, die nach ihm Galenik genannt wird.
Einen großen Wissensschatz trug die Äbtissin Hildegard von Bingen zusammen. Das gesamte Wissen der frühmitelalterlichen Medizin des 12. Jahrhunderts ist in ihren Werken in großer Vollständigkeit enthalten.
Im späteren Mittelalter veschwand als Konseqenz der Hexenverfolgung durch die katholische Kirche das Wissen der Heilkundigen des Volkes und die medizinische Praxis von Hebammen und Kräuterfrauen. Die herrschende Religionsvorstellung verbreitete, Krankheit und Leiden seien Gnade und dazu bestimmt, die Werke Gottes zu offenbaren.
Um 1830 erst begann mit der Isolierung von Wirkstoffen ein neues Zeitalter im Umgang mit Pflanzenheilkräften.
Besonders Sebastian Kneipp, nach dem „gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen“ ist, setzte sich in dieser Zeit für die Verwendung von Heilkräutern ein. Im 20. Jahrhundert setzten sich dann Forderungen nach Standardisierung einer stets gleichbleibenden Qualität und Konzentration von Arzneipflanzen durch. Heute werden weltweit mehr als 20000 Pflanzenspezies zur Herstellung von Arzneimitteln genutzt.

2. Was ist Phytotherapie?

Der Begriff Phytotherapie wurde von dem französischen Arzt Henri Leclerc (1870-1955) begründet. Er bezeichnete damit die Wissenschaft, die sich mit der Anwendung pflanzlicher Heilmittel beim kranken Menschen befasst. Der Einsatz von Heilkäutern zur Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten erfolgt durch einzelne oder mehrere Pflanzen, Pflanzenteile und deren Zubereitungen in Form von Pulver, Tee, Extrakten oder Tinkturen. Es werden dabei nicht nur Blüten und Blätter sondern auch Stängel und Wurzeln der jeweiligen Pflanzen verwendet.

Die pflanzlichen Arzneimittel werden auch als Phytopharmaka bezeichnet.
Diese repräsentieren als Gemische aus Stoffen eine wirksame Einheit und müssen den Anforderungen des Arzneimittelgesetzes (AMG) bezügl. Qualität, Effizienz und Unbedenklichkeit entsprechen.
Phytopharmaka besitzen demnach ein breites therapeutisches und pharmakologisches Spektrum und Wirkprofil und beinhalten oftmals weitaus geringere Nebenwirkungen als synthetisch hergestellte Arzeimittel.


3. Arten der Anwendung von Phytopharmaka

Pflanzliche Arzneimittel stellt man hauptsächlich aus getrockneten Pflanzenteilen her und verarbeitet sie als Tinkturen, Flüssigkeiten, Trockenextrakte als auch in fester Form als Tablette, Dragee, Filmtablette oder Kapsel.
Cremes, Gele, Bäder, Medizinalweine, Umschläge und Salben dienen der äußerlichen Verwendung.
Arzneitees aus getrockneten Pflanzenteilen können als Aufguss, Kaltauszug oder Abkochung eingenommen werden.

4. Indikationsbereiche von Phytopharmaka

  • Appetitlosigkeit
  • Obstipation, Meteorismus
  • Herzkreislauferkrankungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Prophylaxe bei altersbedingter Gefäßerkrankung
  • Venenerkrankungen
  • Schlafstörungen, Angstzustände, depressiven Verstimmungen
  • Erkältungskrankheiten u. v. a.

Die Phytotherapie kann nahezu bei allen Erkrankungen als Begleittherapie eingesetzt werden.

Kontraindikationen u.a.:

Kontraindikationen sind nicht bekannt.